Ein sehr anstrengender und feuchter Kastrationstag

Gestern machten wir uns auf noch kurz vor Jahresende Problemhunde auf der Strasse einzufangen und zu kastrieren und haben dabei eine Aktion erlebt, wie wir sie in den ganzen Jahren zuvor nicht erlebt hatten.
Während wir eine streunende Hündin in einer nahegelegenen Siedlung, die uns immer wieder im vergangen Jahr entwischt ist, mit einem Narkosepfeil aus dem Autofenster nur wenige Minuten später schlafend aus dem Dschungel tragen und eine weitere mit Hilfe der Anwohner einfangen konnten gestaltete sich das bei einer weiteren Hündin in der Nähe der Schule erheblich schwieriger.
Nach kurzem Suchen sind wir hinter einem Haus in Flussnähe fündig geworden aber die schwarz/weisse Hündin hatte sofort Lunte gerochen. Wir postierten uns an der Stelle gegenüber der Hautpstrasse, wo wir vermuteten, dass sie gleich erscheinen wird.
Und so kam es, dass ich nur wenige Sekunden Zeit hatte den Narkosepfeil aus etwa 15 Metern Entfernung quer über die Straße zielsicher zu plazieren. Was aber dann geschah, darauf waren wir nicht vorbereitet. Die Hündin rannte in Richtung Fluss und ging am Ufer entlang. Als es eigentlich an der Zeit war, dass sie sich schlafen legen sollte, sprang sie ganz plötzlich in die Fluten und schwamm in Richtung des anderen Ufers. Uns blieb das Herz stehen. Wenn jetzt das Mittel in der Strömung auf dem Weg zum 20 Meter entfernten Ufer anfängt zu wirken, wird sie ertrinken. Ich war schon drauf und dran hinterher zu springen. Doch wie ein Wunder ist sie am anderen, von einem hohen undurchdringlichen Schilfwald bewachsenem, Ufer angekommen, um sich dort hinzulegen. Nur geschlafen hat sie immer noch nicht, sondern war einfach nicht mehr in der Lage weiterzulaufen. Das kalte Wasser und der kräftige Körperbau hat die Wirkung des Narkosemittels geschwächt.
Sav, eine unserer Helferin die eigentlich nicht schwimmen kann, schnappte sich ohne zu zögern einen alten Ölkanister als Schwimmhilfe und trieb in voller Kleidung durch den Fluss gefolgt von der anderen Helferin Lin die durch den vor Schlangen wimmelnden Schilfwald von der anderen Seite zur Hilfe kam. Derweil bin ich nachhause gefahren um das Fangnetz zu holen und in den Fluss hinterher zu werfen. Doch das Netz ist in an der tiefsten Stelle untergegangen und ein Mann kam zur Hilfe um nach dem Netz zu tauchen. Endlich war es dann soweit und die pitschnasse Hündin war im Netz, nur es war unmöglich das Tier durch das Dickicht abzutransportieren den sie wehrte sich immer noch mit Leibeskräften. Ich bereitete eine weitere Narkosespritze vor und gab sie Sav die wieder ans andere Ufer geschwommen kam. Dann nach dieser Spritze und weitern 5 Minuten war die Hündin endgültig eingeschlafen. Mit vereinten Kräften schlugen wir eine Schneise durch das Schilf und kurz vor der Dämmerung konnten wir sie abtransportieren und zum Tierarzt bringen. Wir waren alle völlig durchnässt und vom scharfen Schilfgrass zerkratzt aber glücklich über den guten Ausgang dieser abenteuerlichen Aktion.

IMG_8985 (Large) IMG_8986 (Large) IMG_8989 (Large) IMG_9005 (Large) IMG_8990 (Large) IMG_8984 (Large) IMG_9002_cr (Large) IMG_8987 (Large) IMG_9006 (Large) IMG_9000_cr (Large) IMG_9008 (Large) IMG_9004 (Large) IMG_8991 (Large) IMG_8992 (Large) IMG_9007 (Large) IMG_8995 (Large)

Anmerkung:
Aus gegebenem Anlass und um gleich den kritischen Stimmen zu unseren Kastrationsaktionen vorweg zu kommen, möchte ich zu einigen Punkten Stellung nehmen.

– Nein, es bereitet uns kein besonderes Vergnügen streunende Hunde durch Betäubungspfeile und Fangnetze zum Kastrieren zu bringen.

– Nein, wir betreiben keine, wie auch wie immer geartete Hetzjagd auf Strassenhunde, sondern bleiben nach der Applikation auf größtmöglicher Distanz und nur in abwartender Sichtweite.

– Nein, wir gehen nicht leichtfertig mit der teuren und aufwendigen Distanzbetäubung um, sondern benutzen diese Fangmethode als eine letzte Möglichkeit, wenn alle anderen Mittel versagt haben und gehen dabei für das Tier so schonend als möglich vor, indem wir ausschließlich sehr erfahrene Helfer einsetzen und besonders neue Volontäre aus dem Ausland im Hintergrund bleiben.

Bitte bedenkt, dass es sich um ungeimpfte, oft auch hilfebedürftige räudige oder mit Blutparasiten infizierte Tiere handelt, die jährlich bis zu zwei Würfe am Straßenrand zur Welt bringen und der ebenso scheue oft kranke Nachwuchs schon im jungen Alter von Autos überfahren wird. Wir nennen das auch „born to die“ „geboren um zu sterben“.
In der Zeit der Läufigkeit sind sie eine große Gefahr für die Menschen besonders für kleine Kinder, da die angelockten Rüden sich hochaggressiv verhalten. Nicht umsonst ist das örtliche Krankenhaus täglich voll mit Menschen die Bissverletzungen erlitten haben. Darüber hinaus kann Tollwut auf den Menschen übertragen werden und weitere Krankheiten wie Staupe, Leptospirose sowie Parvoviros u.a. sich in der Umgebung epidemieartig ausbreiten.

Ich beantworte gerne weiter Fragen zu diesem Thema, solange die Sachlichkeit gewahrt bleibt.

Über streetdogs

https://www.facebook.com/Hundehilfe.Thailand
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.